Digitaltag 2022: Was digitale Bildung und Mondlandung verbindet
Ukraine-Krieg, Inflation, Sommerwelle: Eine Nachricht jagt die nächste und man weiß manchmal gar nicht so recht, welche Schlagzeile gestern noch durch alle Kanäle geisterte und heute schon wieder von einem anderen Top-Thema abgelöst wird - und das, obwohl sie alle wichtig sind, unsere Aufmerksamkeit erfordern und Menschen, die sich für die Belange der Gesellschaft einsetzen!
Ein Thema, das mir stets am Herzen liegt, ist - wie Ihr alle wisst, die digitale Bildung. Sie darf trotz der vielen immens wichtigen Nachrichten der vergangenen Wochen auf gar keinen Fall ins Hintertreffen geraten, denn alles hängt eng miteinander zusammen und wir benötigen mehr denn je mündige Bürgerinnen und Bürger, die Themen bewerten, einordnen und sich für sie stark machen. EIne Aktion, die ich in diesem Zusammenhang unterstütze, ist der bundesweite Digitaltag, der in diesem Jahr am 24. Juni und zum dritten Mal stattfindet. Anlässlich dieses Aktionstags wird etwa der „Preis für digitales Miteinander“ verliehen. Er geht an herausragende Initiativen, die sich für digitale Teilhabe einsetzen und bürgerschaftliches Engagement mithilfe digitaler Technologien fördern.
Ihr kennt vielleicht das ein oder andere Zitat von John F Kennedy. Dieses hier ist für mich eines der besten und wichtigsten: „Es gibt nur eines, was auf Dauer teurer ist als Bildung. Und das ist keine Bildung“
Mein Thema ist nun seit fast 20 Jahren Erziehung, Bildung und Leben in der digitalen Realität. Allein der Umstand, dass wir überhaupt so einen Tag wie den Digitaltag brauchen, zeigt, wie schlecht es um die Digitalisierung in unserem Land steht. Auch wenn JFK noch nichts mit Digitalisierung am Hut hatte: Er kündigte als US-Präsident den ersten Flug zum Mond an, der dann mit einem Bordcomputer stattfand, der die Leistung eines heutigen Taschenrechners hatte!
Was die Mondlandung mit unserem Bildungssystem zu tun hat?
Genau dieselbe Weitsicht, die JFK damals hatte, exakt den gleichen Mut, den die Astronauten der Apollo 11 hatten, brauchen wir heute. Unser Bildungssystem ist so dermaßen von gestern, dass wir uns nicht einmal mehr trauen es zu reformieren. Seit Jahrzehnten buttern wir Milliarden in ein System, das den internationalen Ansprüchen nicht mehr genügt.
Wusstet Ihr, dass
- Knapp über 60 Prozent der Schulen in Deutschland kein eigenes Wlan haben?
- Overheadprojektoren noch immer zur allgemeinen Grundausstattung der Schulen gehören?
- selbst nach zwei Jahren Pandemie die meisten Schulen nicht über digitale Gehversuche hinausgekommen?
- die Hälfte der deutschen Schulen digitale Medien weniger als einmal pro Woche benutzt? Und das in einer Zeit, in der jedes Kassensystem im Supermarkt digital funktioniert (oder manchmal nicht, wie die Kartenprobleme der vergangenen Wochen gezeigt haben).
- nur ein Drittel der Schüler in der Lage sind festzustellen, ob Informationen, die sie im Internet lesen, vertrauenswürdig sind?
- Deutschland einst eines der besten Bildungssysteme der Welt hatte und heute international hinten dran steht? Im europäischen Bildungsindex liegen wir deutlich unter dem EU-Durchschnitt. (Von Asien und den USA brauchen wir hier nicht einmal zu sprechen.)
- es den Schülern flächendeckend an IT-Grundlagen fehlt? Hierzu zählen etwa Algorithmen, die Herausforderungen der sozialen Medien oder auch das Internet als Wirtschaftsraum.
Meint Ihr nicht auch, dass unsere Kinder etwas Besseres verdient hätten? Oder es zumindest verdienen, die Chance zu bekommen, sich auf ein Leben in der digitalen Realität und einen digital funktionierenden Arbeitsmarkt vorzubereiten?
Die Frage ist: Was brauchen wir hierfür? Die Liste ist lang, aber hier einige zentralen Punkte:
- Zugang zum Netz für alle Schulen in allen Klassenräumen
- Bessere Ausstattung an digitalen Geräten und Plattformen für alle Schüler: denn sie sind die Werkzeuge unseres Alltags
- IT-Beauftragte an den Schulen für die Pflege der Systeme und Geräte
- Digitale Bildung als Teil der Lehrerausbildung
- bundesweite „digital-Standards“ sind erforderlich
- Lehrpläne müssen überdacht und an die Neuzeit angepasst werden - so wie es viele andere Länder vor uns schon getan haben.
Und hier komme ich nochmals zurück zur Mondlandung: Wir müssen endlich die Mondlandung für unser Bildungssystem meistern! Und das bitte bevor Elon Musk und Space X den Mars besiedeln!
Seid Ihr Eltern, Lehrer, Verwaltungsangestellte, Verbände, Kammern oder Unternehmerin? Dann erhebt Eure Stimme! Setzt Euch lautstark für eine bessere digitale Bildung ein!
Denn wie sagte JFK bereits so treffend: „Frage nicht, was Dein Land für Dich tun kann, sondern frage, was Du für Dein Land tun kannst!“
Denn es liegt nicht alleinig an den Politikern und Politikerinnen oder den Lehrern und Lehrerinnen, etwas zu verändern: Es liegt an Dir und mir!
Speak soon, eure S